Donnerstag, 14.
Jänner 2016
Nach einem freudigen Wiedersehen mit einigen unserer
europäischen LehrerkollegInnen am Flughafen in Helsinki bereitet uns Finnland einen
stürmischen Empfang: Unser Flugzeug kann wegen dichten Schneetreibens nicht in
Kokkola landen, und so umkreisen wir den Flughafen eine dreiviertel Stunde
lang, bis der Pilot das Flugzeug unvermittelt Richtung Landebahn sinken lässt
und nach leichtem Geschlinger zum Glück zum Stehen bringt. Beim Hotel in Pietarsaari nehmen uns die
finnischen Kolleginnen herzlich in Empfang und leisten uns bei einem späten
Abendessen Gesellschaft.
Glücklich gelandet in
Kokkola
Freitag, 15. Jänner
2016
Während wir bei Dunkelheit und klirrender Kälte Richtung
Schule stapfen, bewundern wir einige finnische Schülerinnen, die mit dem
Fahrrad unterwegs sind. Im Pietarsaaren Lukio, unserer finnischen
Partnerschule, ist aber gut eingeheizt. Nach einem (sehr) kurzen Finnisch-Kurs
stellt uns der Direktor der Schule, Hannu Sulkakoski, Pietarsaari (schwedisch
Jakobstad) vor: Die Kleinstadt hat 20.000 Einwohner und eine
schwedischsprachige Bevölkerungsmehrheit, was sich auch an den sprachlichen Mehrheitsverhältnissen
an der Schule niederschlägt. Nach seiner
Präsentation spielen uns eine Schülerin und ein Schüler auf der Ziehharmonika
unter anderem eine finnische Polka vor.
Finnische Polka
Auf dem nun folgenden Rundgang durch die Schule bekommen wir
viel Interessantes zu sehen, zum Beispiel einen eindrucksvoll ausgestatteten
Werkraum und ein Musikzimmer mit Gitarren in Klassenstärke! Es herrscht ein
sehr freundlicher Umgangston, sowohl zwischen den SchülerInnen als auch
zwischen den LehrerInnen und den Jugendlichen. Die Schule ist viel kleiner als
unsere, und der finnische Teil der Schule ist vergleichsweise winzig. Kein
Wunder, dass man einander sehr gut kennt!
Musikzimmer
Danach präsentieren die einzelnen Schulen ihre best
practise-Beispiele aus den vergangenen Monaten, die in Zusammenhang mit
Erziehung zu ökologischer Nachhaltigkeit stehen. Besonders in Finnland hat die
Umwelterziehung schon eine längere Tradition, und Schule und Kindergärten
arbeiten eng mit dem staatlichen Müllentsorger zusammen. Wir berichten über die
Situation in Österreich und über Öko-Aktivitäten an unserer Schule.
In der Mittagspause kommen wir in den Genuss des gratis
Mittagessens, das es in Finnland für alle SchülerInnen gibt: Heute ist das
Gemüse-Rahm-Suppe und dann ein Salat mit Melone und Cottage Cheese. Einfach,
aber gut – und gesund ;)
Speisesaal im
Pietarsaaren Lukio
Anschließend hören vor einen Vortrag von Gun Höglund, die
Direktorin der lokalen Öko-Schule, die über den Fremdsprachenunterricht in der
Volksschule berichtet.
Am späteren Nachmittag machen wir uns durch das verschneite
Pietarsaari auf den Weg ins Büro der Schulverwaltung und werden von Juha
Paasimäki über das finnische Schulsystem informiert – einige interessante Dinge
gibt es hier zu hören, etwa dass die Finnen ihre SchülerInnen keine
Standardtestungen machen lassen, dass finnische Lehrer gut verdienen, in ihrer
Tätigkeit viele Freiheiten haben und auch noch angesehen sind!! Musik in
unseren Ohren.
Um 18 Uhr steht Sauna mit Eisschwimmen auf dem Programm, das
die meisten KollegInnen auch tatsächlich wagen. Hyvä, Christina!!!
Samstag, 16. Jänner
2016
Weil wir in unserem Projekt den Halbzeitstand erreicht
haben, geht es in unserer Arbeitsrunde in der Schule am Vormittag vor allem
darum, was bereits erarbeitet wurde und welche Arbeitsschritte noch
bevorstehen. Birthe hat dazu auch eine Präsentation vorbereitet. Es wird
außerdem besprochen, wie weiterhin kommuniziert werden soll und in welcher Form
die Ergebnisse am Ende des Projekts publiziert werden können (etwa in Form von
Booklets).
Vesa Sainio von der Nature School in Kokkola, ein ehemaliger
Schüler des Pietarsaaren Lukio, berichtet uns im Anschluss daran über die
„Finnish Youth Centres“, die übrigens auch Teil des Erasmusplus-Programms sind.
Diese Zentren organisieren internationale Austausch-Camps einerseits und
„Nature School“-Aktivitäten andererseits. Die Stadt Kokkola finanziert übrigens
ein Programm, bei dem elf ausgewählte Klassen jeweils neun Schultage im
Jugendzentrum verbringen dürfen, wo sie in Sachen Nachhaltigkeit,
Umweltbewusstsein und Verhalten in der Natur, vor allem im finnischen Wald, auf
Vordermann gebracht werden. Die „Nature Schools“ in Finnland haben sich zu einem
Netzwerk zusammengeschlossen, das sich LYKE nennt, und das auf seiner Website
entsprechende Aktivitäten vor allem für Kindergruppen anbietet.
Zu Mittag gehen wir zu Fuß durch das tief verschneite
Pietarsaari zum Campus Allegro, einem großen Schulzentrum, wo wir in einem
alten Gewölbe ein gesundes Süppchen – wahlweise mit Rentierfleisch! - verspeisen.
Mit vollem Bauch geht es nun zum Yoga. Uff!
Die Verstärkung aus
Wien
Am Abend treffen die teilnehmenden SchülerInnen aus unseren
sieben Schulen und die KollegInnen, die sie begleiten, in Pietarsaari ein. Wir freuen uns natürlich besonders auf Carina
und Christoph! Alle gemeinsam machen wir einen kleinen Spaziergang nach
Rosenlund, einem ehemaligen Pfarrhaus, wo wir zu Abend essen. Das Holzhaus
wurde von einem Verein von HobbygärtnerInnen liebevoll und aufwändig renoviert
und dient nun als Restaurant. Ein Vereinsmitglied erzählt uns die interessante
Geschichte des Hauses.
Elisabeth, Christina
und Agata in Rosenlund
Sonntag, 17. Jänner
2016
Austrians in Finland
Heute ist der letzte volle Tag unseres Aufenthalts in
Finnland – und der kälteste! Es hat schon am Morgen unter minus 20 Grad und
noch größere Kälte ist für heute vorhergesagt. Wie auch immer, wir ziehen alles
an, was wir haben, und fahren mit dem Bus nach Pörkenäs in das Nanoq, das
Arktische Museum. Der Gründer Pentti Kronqvist führt uns persönlich durch das
Museumsdorf – keine kleine Leistung bei einer Gruppe von über 60 Leuten und
klirrender Kälte. Es dauert nicht lange, und viele entdecken bereits die Schwachstellen
in ihrer Winterkluft. Im Museumsdorf kann man acht Wohnhütten von Inuit und von
Jägern in der Arktis betrachten und sogar betreten. Zum Glück geht es bald in
das Innere des Museums, in dem die Stücke ausgestellt sind, die Pentti
Kronqvist in vielen Jahren gesammelt hat. Mich beeindrucken vor allem die
Kleidungsstücke aus Fell und die Fellschuhe aus mehreren Schichten.
Daniel, Eisbär,
Christoph
Zu Mittag fahren wir im Bus nach Merilä an die Küste, wo wir
im Hauptgebäude eines Jugendzentrums köstliche Laibchen mit Kartoffelpüree und
Salat essen. Zum Glück ist uns wieder warm, denn unsere wunderbaren finnischen
Gastgeber haben einige Aktivitäten im Freien für uns vorbereitet: Eisfischen,
Spaziergänge durch den Wald und über das Eis nahe des Strandes. Die Landschaft
ist wunderschön, wir stapfen durch den unberührten Wald und über das dicke Eis,
die Sonne scheint. Besser geht’s nicht!
Eis und Schnee an der
Küste
Ein weiterer Höhepunkt erwartet uns am Abend. Wir fahren mit
dem Bus ins Restaurant Ädelbragd, ein abgelegenes Holzgebäude, wo das frühe 19.
Jahrhundert lebendig wird. Unser Gastgeber, ein ganz offenbar begnadeter Geschichtelehrer,
trägt ein historisches Kostüm aus dieser Zeit und erzählt uns unter anderem von
der Schlacht von Orovais, die 1808 hier ausgetragen wurde, und zwar zwischen
Schweden und Russen. Das gesamte Ambiente ist sehr authentisch, denn es gibt
etwa keinen Strom, nur Kerzenlicht und Wärme aus dem riesigen Kachelofen in der
Ecke des Raums. Es werden nach historischen Rezepten gekochte Gerichte
serviert, zum Beispiel Kartoffeln in einer Rahmsoße mit Kardamom oder ein
deftiger Weißkraut-Auflauf. Wir sind begeistert von diesem Abend! Ein schöner
Abschluss unseres LehrerInnen-Treffens!
19. Jahrhundert in
Ädelbragd
Mittlerweile ist es wirklich, wirklich kalt geworden. Das
Thermometer zeigt minus 33 Grad an!! Zum Glück haben wir nur den kurzen Fußweg
vom Bus bis zum Hotel zurückzulegen. Brrrr.
Montag, 18. Jänner
2016
Viel zu schnell ist unser Rückreisetag gekommen. Schade,
denn wir hätten sehr gerne noch viel mehr über das erfolgreiche finnische
Schulsystem erfahren und noch länger die nicht umsonst gerühmte herzliche finnische
Gastfreundschaft genossen.
Wir müssen uns von unseren KollegInnen aus den anderen
Schulen und von unseren GastgeberInnen verabschieden, allen voran von Tiina,
die mit ihren KollegInnen einen wunderbaren Aufenthalt für uns organisiert hat.
Tiina und Carina –
Snow Angels
BERICHT: EVA SCHMOTZER
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